Weg

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Thüringen hatte nie eine Erweckungsbewegung. Diakonie im Dienst für Jesus Christus kann aber nicht einfach organisiert werden. Sie geht aus dem Samen des göttlichen Wortes in den Herzen auf. Die Aufgaben im Thüringer Land wuchsen schneller als die Schwesternschaft. Dennoch legte das Mutterhaus großen Wert auf eine gute biblische wie berufliche Ausbildung, ehe die Schwestern in die Thüringer Gemeinden entsandt wurden.

Im Jahr 1916 waren es 140 Schwestern auf 61 Gemeinde-Stationen im Thüringer Land. Die ersten drei Oberinnen kamen bis 1937 aus Hannover. Das Mutterhaus war und ist immer Rückhalt und Heimat der Schwestern. Die Diakonissen lebten in einer Lebens-, Glaubens- und Dienstgemeinschaft. Ihre Einkünfte stellten sie dem Mutterhaus zur Verfügung, das sie mit allem Notwendigen sowie mit einem Taschengeld versorgte.

Bis heute leben die Diakonissen im Stand der Ehelosigkeit, um für ihren Dienst eine größere Verfügbarkeit zu haben. Aus Dankbarkeit und Liebe möchten sie sich von Gott gebrauchen lassen. Als Zeichen der Zusammengehörigkeit tragen sie eine gemeinsame Tracht. Bei der Einsegnung zur Diakonisse erhalten sie das Kreuz an der Kette, auf dem der Anfang unseres Hauspsalms steht: „Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.“ Ps. 23

Zwischen 1933 und 1935 wird ein neues Mutterhaus erbaut. Rektor Scriba sagte: „In diesem Haus soll weiter die alte Benediktinerregel gelten ‚bete und arbeite’. So baue ich ein Haus, in dem viele Menschen wohnen können, ohne dass es einen Anstaltscharakter bekommt – ein Haus, in dem viele lernen können, ohne dass es einen Schulcharakter bekommt – ein Haus, in dem Menschen zur Stille kommen können, ohne dass es ein sakraler Bau wird." Im Jahr 1937 übernahm Schwester Marie Höhne aus Lehnin das Amt der Oberin. In dieser Zeit des Dritten Reiches traten 20 Schwestern aus. Die geistliche Ausrichtung der verbleibenden Schwestern aber blieb in dieser Zeit ungebrochen treu dem Bekenntnis zu Jesus Christus und dem Dreieinigen Gott, was der Nazi-Ideologie widersprach. Neben den Diakonissen entstand eine zweite tragende Schwesternschaft – die Kaiserswerther Verbandsschwesternschaft. Sie heißt heute "Diakonische Schwestern- und Bruderschaft“. Es gelang mit der Zeit, die beiden Schwesternschaften unter Beibehaltung ihres jeweiligen Profils enger miteinander zu verbinden. Heute sehen wir uns auf dem Weg, beide Gemeinschaften zu vereinen und enger zusammenzuführen.

In der Kriegs- und Nachkriegszeit durften sich die Schwesternschaften dann wieder eines stärkeren Zuwachses erfreuen. Über 20 junge Menschen kamen, zum einen durch die Flüchtlinge aus dem Osten, zum anderen aus unserem Kindergärtnerinnen- und späterem Katechetenseminar. 1958 übernahm Schwester Ursel Bauer aus dem eigenen Mutterhaus das Oberinnenamt. Unter ihr und dem damaligen Rektor, Pfarrer Höser, wuchsen die Schwesternschaften und die größer gewordene Mitarbeiterschaft zu einer geistlich durchdrungenen Werkgemeinde zusammen. Die größer werdende Schar der Diakonissen im Ruhestand - „Feierabendschwestern“ genannt - lebte jetzt im Mutterhaus. Sie konnte am Gesamtleben der Stiftung teilhaben und so auch in der intensiven Fürbitte dafür eintreten. Von 1977 bis 1994 übernahm Schwester Brigitte Baller das Amt der Oberin. Besonders schwierig waren die Jahre zur „Wendezeit“ mit der Erkrankung von Rektor Wolter, dem Weggang von vielen Ärzten samt Verwaltungsleiterin. Wichtig war, dass in dem Umbruch das geistliche Leben für Schwestern und Mitarbeitende weiterging. Hilfe kam durch das Mutterhaus Kassel, den Kaiserswerther Verband und gute Beratung bis hin zur Personalunterstützung.

Das Rektorenamt hatte seit 1978 Pfarrer Jürgen Wolter inne bis ihn seine Krankheit zur Beendigung des Dienstes zwang. Als Rektor folgte dann von 1991 bis 2003 Pfarrer Christian Müller. Die Rektoren hatten neben der Leitung des Werkes auch immer die Verantwortung für das geistliche Leben der Schwesternschaften und die seelsorgerliche Begleitung.

1994 übernahm Schwester Helga Schöller das Oberinnenamt. Sie war Diakonische Schwester aus dem Mutterhaus der Olgaschwestern in Stuttgart. Zu Sr. Helga hatte sich schon vor der Wende eine vertrauensvolle Beziehung aufgebaut. Sie bejahte und bereicherte unser geistliches Leben und konnte aus den Kenntnissen der deutschen Sozialgesetz und -arbeit die neue Entwicklung der Diakonissenhaus-Stiftung mit auf den Weg bringen. Diese Zeit brachte viele harte Einschnitte durch den Verkauf von lieb gewordenen Immobilien. Aber sie erlaubte auch neue Perspektiven in Bezug auf Übernahme und Erweiterung der Alten-, Kinder- und Jugendarbeit.

Die Bedeutung der ökonomischen Stabilität und Wirtschaftlichkeit bekam eine zentrale Stellung, ebenso der kaufmännische Vorstand.Der Umbau im Mutterhaus ermöglichte für die älter gewordenen Diakonissen altengerechte kleine Wohnungen. Eine große Veränderung für alle Beteiligten brachte die Fusion unseres Diakonissen-krankenhauses mit dem nebenan gelegenen katholischen Elisabeth-Krankenhaus zum „Christlichen Krankenhaus“ und dann 2002 zusammen mit dem kommunalen Wartburgklinikum zum St. Georgklinikum. Die Diakonischen Schwestern sind hier zusammen mit allen Mitarbeitenden im Dienst am Nächsten auf einander und auf Gottes Hilfe angewiesen. 2003 übernahm Pastorin Gabriele Phieler das Amt der Oberin und der Rektorin. Zusammen mit Verwaltungsdirektor Sven Kost bildeten beide den Vorstand der Diakonissenhaus-Stiftung.

In diese Zeit fällt 2010 die Fusion mit dem DVE zur Diako-Westthüringen gemeinnützige GmbH mit vielen Strukturveränderungen und der Überleitung des operativen Geschäfts in eigene Tochtergesellschaften. Die geistliche Verantwortung im Werk erweiterte sich durch den Pastoralen Dienst und die Fachgruppe Geistliches Leben. Die große Zahl der Verwaltungsmitarbeitenden zieht in das Mutterhaus ein und unterstützt durch ein gemeinsames Leben unter Gottes Segen die geistliche Atmosphäre des Mutterhauses. Eine enge Verbindung zur Nikolaikirche wird baulich mit einem Mauerdurchbruch geschaffen und geistlich durch die Gründung des Vereins „Nikolaizentrum“ als geistlich-diakonisches Zentrum umgesetzt. Seit 2011 gehört die Brüder- und Schwesternschaft Johannes Falk unter das Dach unserer Stiftung – wir wünschen uns, dass ihnen unser Mutterhaus auch zur Heimat wird. Einen Monat nach dem der Unternehmensverbund Diako Thüringen gem. GmbH offiziell bekannt gegeben wurde, übernahm am 01.02.2016 Sr. Annegret Bachmann das Amt der Oberin. Im selben Jahr konnten wir das Jubiläum „125 Jahre Diakonissenmutterhaus und Gemeinschaften in Eisenach“ feiern.  Zu diesem Anlass schlossen wir die Diakonissengemeinschaft und die Diakonische Schwestern- und Bruderschaft zu einer Gemeinschaft zusammen. Sie wirkt nun unter dem Namen „Diakonische Gemeinschaft der Diakonissenhaus-Stiftung Eisenach“ weiter. Ein Hauptauftrag ist die Weiterführung der Mutterhaustradition in Eisenach und die Förderung und Unterstützung der Diakonischen Kultur in der sozialen Arbeit.